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Deleted Scenes


Deleted Scenes

"Deleted Scenes" (= nicht verwendete Szenen) sind in der Regel kleine Filmschnipsel, die aus der endgültigen Fassung einer Episode entfernt wurden. Diese Szenen wurden zwar oft aufwendig gedreht, wurden aber dann aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr berücksichtigt. Auf den deutschsprachigen Ausgerechnet-Alaska-DVDs und -Blu-rays von Turbine Media sind zahlreiche solcher "geschnittenen" Bonusszenen (insgesamt über fünf Stunden) enthalten, die gewöhnlich den Plot einer bekannten Geschichte einer bestimmten Folge ergänzen und mitunter einen tieferen Einblick ermöglichen.

Vor einigen Jahren tauchte bei YouTube ein bemerkenswertes Video auf, in dem ein kompletter, nie ausgestrahlter Handlungsstrang zu sehen ist.
In dieser nahezu 13 Minuten langen Story erfahren wir in sechs Einstellungen, wie Holling nach Seattle reist, um einen Streit mit einem ehemaligen Jagd-Kameraden zu klären. Normalerweise erzählt eine Ausgerechnet-Alaska-Folge parallel drei Geschichten, die häufig thematisch auf unterschiedlichen Ebenen miteinander verwoben sind.
Der Handlungsstrang des YouTube-Videos wurde vermutlich für die zweite Staffel aufgenommen, fand aber in keiner Episode Verwendung und wurde auch nicht fürs deutschsprachige Heimkino (auf DVD/Blu-ray) veröffentlicht.

Holling in Seattle

Es beginnt damit, dass Holling aus einem Traum aufschreckt und Shelly eröffnet, dass er eine Reise unternehmen werde. Etwas umständlich erklärt er ihr, dass er vor langer Zeit einem guten Freund, mit dem er einst in der Wildnis gejagt hatte, Geld gestohlen habe. Auf Shellys verlegene Frage, ob es sich um eine hohe Summe handle, antwortet Holling reumütig, dass er sich bei seinem ehemaligen Gefährten entschuldigen und das Geld zurückgeben müsse.

Auf seinem Flug nach Seattle muss Holling  - wie so oft in Ausgerechnet Alaska - einen geschwätzigen Sitznachbarn ertragen, der ihm kauend und schmatzend eine beunruhigende Anekdote über die Unwägbarkeiten des Fliegens nach der anderen auftischt, so dass Holling sich mit Alkohol betäubt.

Seattle und sein Bürger werden in dieser Geschichte eher rücksichtslos und hektisch dargestellt, man könnte meinen, Holling sei in Chicago oder New York gelandet. (In einer späteren Episode, nämlich "Verschollen im Dschungel der Großstadt" wird die "Smaragdstadt", die mehrmals zur "lebenswertesten Stadt" der USA gewählt wurde, in einem deutlich freundlicheren Licht "eingefangen".) Jedenfalls begegnet Holling auf der Suche nach dem Büro seines Freundes Everett Dupray mehreren abweisenden und unsympathischen Großstädtern, die auf den alaskanischen Provinzler (im wahrsten Sinne des Wortes) herabsehen.

Everett Dupray scheint ein erfolgreicher und vermögender Unternehmer zu sein, seine Geschäftsräume strahlen Seriosität und Kapital aus. Im Vorzimmer stößt Holling auf eine Sekretärin, die ihn zunächst routiniert abservieren will, weil er keinen vereinbarten Termin vorweisen kann. Doch Holling insistiert und schließlich ruft sie widerwillig ihren Boss an, um ihm mitzuteilen, dass Holling
Vincoeur im Hause sei. Bald darauf öffnet sich eine Tür und Everett Dupray tritt aus einem Sitzungssaal. Offensichtlich hat er umgehend ein Meeting unterbrochen, um Holling zu sehen. Die beiden Männer stehen sich distanziert gegenüber und begrüßen sich kühl. Everett steht mit der rechten Hand in der Hosentasche da und sagt, dass er gewußt hätte, dass Holling kommen würde. Er habe auf ihn gewartet. Holling erwidert, dass es ihm leid täte, dass er so lange gebraucht habe.
Als Holling in seine Jackentasche greift, um Everett zurück zu geben, was er ihm damals entwendet hatte, stoppt ihn der Geschäftsmann und lädt ihn zum Dinner ein. Holling willigt ein. Dann nähert sich Everett Holling ein paar Schritte und meint: "Ich habe dich größer in Erinnerung." Und dann geht auch Holling auf seinen alten Kameraden zu und bemerkt: "Und du hast dir die Zähne machen lassen."
Everett denkt kurz nach und sagt: "Alles Kronen" und zeigt kurz seine Zähne, als sei er ein kleines Nagetier. Holling lobt: "Gute Arbeit!". Dann schütteln sich die beiden Freunde die Hände und lächeln sich das erste Mal an.

In der nächsten Einstellung sehen wir die beiden Männer nebeneinander auf der Rückbank einer Limousine sitzen. Sie werden gerade zu einem exquisiten Restaurant chauffiert. Holling bewundert die technische Ausrüstung des Wagens, während sie mit einem edlen Tropfen anstoßen und sich an gemeinsame Bekanntschaften erinnern.

Auch in dem Nobel-Restaurant, in dem Everett vermutlich Stammgast ist, benimmt sich Holling eher weltfremd. Er bemängelt die geringen Portionen, die den Gästen auf appetitlich arrangierten Tellern zu überteuerten Preisen serviert werden. Holling wüßte schließlich, wo von er spreche, schließlich sei er auch in der Gastronomie tätig. Doch der distinguierte Kellner läßt sich auf keine Diskussion ein und entschuldigt sich unverhohlen genervt. Schließlich hält Holling einen Briefumschlag in der Hand und überreicht ihn Everett feierlich mit den Worten: "Buddy, ich würde gerne meine Schuld begleichen!".
Everett legt seine Gabel zur Seite: "Okay", er nimmt den Umschlag entgegen und betrachtet ihn eine Weile. Dann sagt er: "Erklär es mir, Holling, warum hast du es getan?".

Holling überlegt kurz: "Nun, ich habe lange darüber nachgedacht, aber ich schätze, es war wegen des Hirsches... Aber zwei Fehler ergeben keine Gerechtigkeit."
Everett schaut Holling irritiert an: "Was denn für ein Hirsch?"
Holling erinnert an eine Jagd, in der Everett das erlegte Wild für sich beanspruchte, obwohl Holling sich sicher ist, dass sein Schuss dem Hirsch zur Strecke brachte. Everett widerspricht energisch: "Es war mein Schuss!"
Holling antwortet: "Es ist bereits genug böses Blut wegen dieser Sache geflossen, es soll unsere Versöhnung nicht gefährden." Everett lenkt widerwillig ein: "In Ordnung, Holling!" und sie stoßen auf ihre neue Freundschaft an, doch der Geschäftsmann wirkt verstimmt. Er reißt den Umschlag auf und läßt eine einzelne Münze auf einen leeren Teller plumpsen. Er prüft unzufrieden den Umschlag, ob dort womöglich noch etwas stecken geblieben ist, was jedoch nicht der Fall ist.
Er fragt streng: "Wo ist der Rest?"

Holling: "Der Rest?"
Everett: "Es war ein Quarter!" (Quarter = 25 Cent)

Holling überrascht: "Ein Quarter?"
Everett beugt sich zu ihm: "Du hast eine Quarter genommen!"
Hollings Stimme nimmt einen aggressiven Tonfall an: "Ich nahm einen Dime!" (Dime = 10 Cent)
Everett: "Ich bin mir aber sicher."

Holling: "Da liegst du falsch, ich nahm einen Dime. Ich habe ihn für ein Telefongespräch gebraucht."
Everett entgegnet entschieden: "Die einzige Münze, die ich in der Tasche hatte, war ein Quarter!"
Holling feindselig: "Ich nahm einen Dime!"
Everett: "Quarter!"

Holling: "Ein Dime!"
Everett: "Es hat keinen Zweck, mit dir zu streiten, Holling. Es war ein Quarter!"
Holling steht wütend auf: "Ein Dime!". Er wirft seine Serviette auf den Tisch: "Ich habe ihn für einen Anruf benutzt."
Auch Everett richtet sich nun auf und sagt bestimmt: "Mach dir wegen der Rechnungen keine Gedanken. Mein Fahrer wird dich zum Flughafen fahren."
Holling schnappt sich seine Jacke und verläßt den Tisch mit den trotzigen Worten: "Ich gehe zu Fuß."


Joels Weihnachtsgeschenk

Dass komplette Handlungsstränge nicht verwendet wurden, ist ungewöhnlich und es ist für Fans der Serie natürlich eine große Freude, wenn sie nach Jahrzehnten doch noch an die Oberfläche gelangen, da einem dieses rare Material das privilegierte Gefühl vermittelt, quasi eine verschollenen Schatz entdeckt zu haben. Im Gegensatz zu einem Sequel, das unter Umständen erst viele Jahre später gedreht würde, wirken solche alten Aufnahmen authentischer, weil die DarstellerInnen und Kulissen nicht gealtert sind und der ursprüngliche Zeitgeist der Serie erhalten blieb.

Wir kennen noch einen weiteren, nicht verwendeten (kompletten) Handlungsstrang, der aus der endgültigen TV-Fassung der Ausgerechnet-Alaska-Weihnachtsfolge "Jugendsünden" geschnitten wurde, aber im
Heimkino-Bonusmaterial enthalten ist und auch in mehreren Adventskalendern dieser Fanpage nacherzählt wurde...
 
Es geht damit los, dass Ed und Bong (Maurice' koreanischer Enkel) Joel einen Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer tragen und Joel ihnen dabei verrät, dass er in seiner Kindheit einen Nachbarjungen beneidet hatte, der zu Weihnachten einen von Bobby Murcer handsignierten Baseballhandschuh geschenkt bekommen hatte. Diese Bemerkung wurden nicht aus der TV-Fassung geschnitten. Um den folgenden, nicht verwendeten Handlungsstrang besser zu verstehen, ist dieses Hintergrundwissen hilfreich.

In der Geschichte behandelt Joel in seiner Praxis einen kauzigen Patienten namens Peter Narsack, der in einer Spielzeugfabrik im Norden arbeitet und unter einem Ausschlag an den Händen leidet. Joel muss dem wortkargen Mann alle möglichen Informationen regelrecht aus der Nase ziehen, um die Ursache für die Allergie zu erahnen. Schließlich händigt Joel ihm unentgeltlich einen Salbe und Baumwollhandschuhe aus, da Peter nicht in der Lage ist, für seine Behandlung zu bezahlen. Joel begleitet ihn aus der Praxis mit den Worten: "Sehen Sie es als Weihnachtsgeschenk an. Sagen Sie Ihrem Boss, dass ich ein braver Junge bin."



Der Handlungsstrang wird mit einer weiteren Szene fortgesetzt und ist ebenfalls im Bonusmaterial der DVD/Blu-rays zu sehen:

Während es sich Joel abends in seiner Hütte vor dem Kamin gemütlich macht, schreckt ihn plötzlich seltsames Geraschel aus seinen Gedanken. "Wer ist da?", ruft er unsicher in den Raum.
Die Geräusche scheinen vom Dach zu kommen. "Hey... wer ist da oben?"
Joel wird panisch, greift sich einen Golfschläger und rennt so bewaffnet auf die Veranda hinaus und schreit schrill: "Hey... Ich kann Sie hören!" 
Er läuft hektisch ein paar Schritte ums Haus, schaut aufs Dach, kann den Störenfried aber nicht erblicken. Er ruft nochmals: "Wer ist da oben?" Langsam ist ihm die Situation äußerst unheimlich, stürzt zurück ins Haus und wirft die Tür ins Schloss. Als er sich schwer atmend umdreht, traut er seinen Augen kaum, denn dort unter seinem Tannenbaum liegt ein kleines, bunt umwickeltes Päckchen. Er beruhigt sich allmählich: "Okay Ed, du kannst rauskommen!" Doch niemand rührt sich. Schließlich reißt Joel gespannt das Geschenkpapier auf, öffnet den Karton und staunt über einen Baseballhandschuh mit der Unterschrift des ehemaligen All-Star-Spielers Bobby Murcer (den er einst so sehr gerne gehabt hätte). Joel freut sich riesig. Er zieht lächelnd den Handschuh über die linke Hand, bewundert das Autogramm des ehemaligen All-Stars und schlägt mit der rechten Faust in das noch harte Leder. 

 

 

In diesem YouTube-Video sehen wir nun das bekannte Episodenfinale, in dem sich Cicelys Bürger gemeinsam das traditionelle Rabenfestspiel ansehen. Das ist nicht neu, aber anders als in der TV-Fassung, wendet sich Joel plötzlich (ab der 35. Sekunde) an Ed und bedankt sich flüsternd für den Handschuh.
Ed antwortet: "Gern geschehen", aber sein Gesichtsausdruck verrät, dass er nicht wirklich begriffen hat, worum es geht.
Joel fragt: "Woher hast du ihn?"
Und Ed, der konzentriert der Theateraufführung folgt, fragt geistesabwesend: "Was?"
Joel: "Na, den Handschuh."
Und Ed: "Was für ein Handschuh?"
Joel überlegt kurz und lehnt sich schließlich wieder unsicher lächelnd zurück. 

Wer die Vorgeschichte zu dieser kurzen Sequenz nicht kennt, wird sie nicht verstehen. Dieser Handlungsstang ist wie "Holling in Seattle" eine kleine Kostbarkeit für Freunde der Serie und man fragt sich, ob es noch viele unveröffentlichte Geschichten aus Cicely gibt, die dem finalen Schnitt geopfert wurden und in irgendwelchen Archiven schlummern.


Goldschrift und Beluga-Kaviar

Keinen neuen Handlungsstrang, aber ungefähr 40 Minuten geschnittene Szenen zur Episode "Goldschrift und Beluga-Kavier" fanden ebenfalls den Weg ins Internet und runden die Geschichte um das feudale Minnifield-Bankett ab. Hier sehen wir beispielsweise aus verschiedenen Perspektiven, wie Maurice nach tagelanger Fahrt mit den Rohstoffen für seine "Tournedos Rossini" in Cicely ankommt und Chris erklärt, wie die Steaks jeden Gourmet auf die Knie zwingen werden...
Auch diesmal ist die Quelle des Filmmaterials unklar, denn auf DVD ist davon nämlich nur ein Bruchteil gelandet. Ihr könnt Euch diese Szenen auf der Episodenbesprechung der Folge ansehen:
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