Beim Fischen entdeckt Chris den in einem Gletscher eingefrorenen Pierre Le Moulin. Der Tote wird in die Kühlkammer des Brick eingelagert. Auch ein Tagebuch des Mannes wurde ans Ufer angespült. Demnach handelt es sich bei dem Leichnam um einen engen Vertrauten Napoleons, der zusammen mit dem frz. Kaiser im Juni 1815 Alaska bereiste. Folglich war Napoleon bei der Schlacht um Waterloo gar nicht in Belgien... Joel ist skeptisch und führt verschiedene Untersuchungen durch, die ergeben, daß die Leiche durchaus 176 Jahre alt sein könnte. Da Joel die historischen Konsequenzen nicht akzeptieren will, unterstellt er nun, daß Pierre schizophren war, ein "Mensch mit zutiefst gestörter Persönlichkeit". Maurice ist von dem Fund ganz außer sich, er plant ein Museum mit Pierre als Hauptattraktion, um Touristen nach Cicely zu locken. Holling wird von der Leiche im Kühlraum an seinen "bösartigen Genpool" erinnert. Er stammt nämlich aus einem rücksichtslosen Königshaus (direkte Linie zu Ludwig XIV.); Aristokraten der allerschlimmsten Sorte. Er hat sich deshalb vor langer Zeit geschworen, der letzte seiner Art zu sein, wovon Shelly allerdings nichts ahnt und sich für unfruchtbar hält. In einer Nacht- und Nebelaktion wird Pierre von einem Indianerstamm unbemerkt in Obhut genommen. Eds Drehbuchautor-Karriere erfährt einen herben Dämpfer. Er bewirbt sich um den Aushilfsjob bei Ruth-Anne.
3.6 The Body In Question Originaltitel
Deutsche TV-Premiere: 17.02.1993 (RTL)
TV-Premiere: 04.11.1991 (CBS)
Henry Bromell Drehbuch
David Carson Regie
Northern Disclosure (Podcast)
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In dieser Episode sprechen Rob Morrow und Janine Turner mit John Vreeke, der damals als Associate Producer - also als kreativer Produktionskoordinator - bei Ausgerechnet Alaska arbeitete. Gemeinsam erinnern sie sich an die Dreharbeiten zur Folge "Der Mann im Eis", in der eine im Eis gefrorene Leiche gefunden wird - der Leichnam von Pierre, einem Begleiter Napoleons! Dessen Tagebuch enthüllt, dass Napoleon Bonaparte im Juni 1815 nicht in Waterloo, sondern in Alaska war. "Von da an", lacht Rob, "war in Cicely endgültig die Geschichtsschreibung außer Kraft gesetzt."
Die Folge wurde von David Carson inszeniert, den Rob als "ruhigen, unaufgeregten Regisseur mit Sinn fürs Wesentliche" beschreibt. Janine schwärmt besonders von den Nahaufnahmen: "Selten gab es die Gelegenheit, so unbewegt und konzentriert zu spielen. Normalerweise sind wir immer in Aktion: wir bewegen uns, laufen, reden, kochen, heben und hantieren ständig. Dies war einer der raren Momente, in denen wir bei einer so langen Szene nur Gesichter zeigten. Das war wie im Theater."
Passend dazu begeistert John Cullum (Broadway-Veteran und Holling-Darsteller) einmal mehr mit seiner sonoren Stimme, wenn er zu Joel sagt: "Wir sind alle nur Gene, Joel." ("We’re all just genes, Joel.") Ein Zungenbrecher mit philosophischem Gewicht, wie Janine lachend bemerkt.
In dieser Folge bekommt auch Ruth Anne erstmals mehr Tiefe - und dazu erzählt John Vreeke eine schöne Anekdote: Peg Phillips begann ursprünglich als Komparsin, doch sie schrieb den Produzenten handgeschriebene Biografien ihrer Figur, bis Ruth Anne nicht mehr zu übersehen war. Und Vreeke verrät, dass viele Statisten echte Bewohner aus der Gegend waren: "Wir wollten Gesichter mit Geschichten."
Auch Robs Traumsequenz als Joel - mit jüdischem Ahn und Identitätskrise - kommt zur Sprache. Janine nennt sie "einen dieser magischen Momente, in denen Philosophie, Humor und Herz perfekt zusammenfallen". Rob ergänzt: "Die Serie ist wie eine Salbe für die Seele - gerade in dieser Folge merkt man das."
Zum Schluss nochmals der praktische Tipp für alle, die reinhören möchten: Auf YouTube lässt sich der Podcast mittlerweile auch mit automatischer deutscher Synchronisation anhören. Die KI-Stimmen klingen teils kurios - mal blechern, mal wie Roboter, die in Cicely Urlaub machen - sind aber für alle von Euch, die lieber Deutsch hören, eine willkommene Hilfe. Wer die echten Stimmen von Rob und Janine bevorzugt, kann die Funktion einfach ausschalten: Einstellungen (Zahnradsymbol) → Audiotrack.
Musiktitel
La Donna A Mobile
Rue St. Michael
Jolie Louise - Daniel Lanois
I Got You - Dwight Yoakam
Hot Club Hop
Zitate
Marylin: "Ruhen Sie sich aus."
Joel: "Wie soll ich mich ausruhen, wenn die Zukunft der westlichen Zivilisation auf meinen Schultern lastet. Wissen Sie, was wir damit für eine Pandorabüchse öffnen würden? Mal abgesehen von dem schweren Schlag für die Schulbuchindustrie. Ich könnte genauso gut behaupten, der Mond wäre aus Käse. Woraus ist dann der Mars? Gorgonzola?
Ich meine, wenn Napoleon nicht bei Waterloo war hat Washington vielleicht nie den Delaware überquert. Vielleicht war Joshua gar nicht bei der Schlacht von Jericho. Es ist dasselbe, als ob eine Falltür in das Vergessen geöffnet wird. Und wenn wir den Geschichtsbüchern nicht vertrauen, wo führt das hin."
Chris: "History is powerful stuff. One day your world is fine. The next day it‘s knocked for a metaphysical loop. Was Napoleon really at Waterloo? Would that change what I had for breakfast? Thoughts turn to our refrigerated friend Pierre Le Moulin, Pierre the Windmill, stepchild of history. If those chapped lips could speak, what would they say? Bonjour?"
Chris: "Wo ist er hergekommen? Wo wird er hingehen? Immer die gleichen alten Fragen auf die die Menschen Antwort suchen. Ich will einem Landsmann von Pierre das letzte Wort lassen: ‘Wenn von weit entfernter Vergangenheit nichts mehr besteht, nachdem die Menschen tot sind, nachdem die Dinge zerbrochen und verstreut sind. Und doch allein bewahren beständiger und treulicher Duft und Geschmack der Dinge Haltung. Eine lange, lange Zeit wie Seelen bereit uns zu erinnern, wartend. Wartend auf den Augenblick inmitten der Ruinen alles anderen. Und bergen unbeirrbar in dem winzigen und beinah unfassbaren Tropfen ihres Wesens das unermessliche Bauwerk der Erinnerung.‘" (aus "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" von Marcel Proust)
Ed: "Ich hab jeden löslichen Kaffee, den‘s gibt."
Ruth-Anne: "Wunderbar."
Ed: "Welche Nationalität?"
Ruth-Anne: "Vielleicht "Wiener Schokoladen-Pfefferminz"?"
Ed: "Ausgezeichnet!"
Joel: "Und sofort haben sie 2 und 2 zusammengezählt und das ergab 22."
Shelly: "Ja!"