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27. Indianer Joel


27. Indianer Joel

Joel ist wenig erfreut, als er von der Indianerin Gloria Noanuk eine Ziege als Dank für seine erfolgreiche Arthritis-Behandlung erhält. Das verrückten Tier mit den bösartigen Augen überfordert den New-Yorker völlig. Er wendet eine "uralte, amerikanischen Tradition" an und bittet um Rücknahme des Geschenks, woraufhin ihm die Ehre zuteil wird, von Noanuks Stamm "adoptiert" zu werden. Joel lehnt zunächst leichtfertig ab und beleidigt so die gesamte indianische Kultur. Gekränkt straft Marilyn ihn mit Schweigen. Joel kapituliert schließlich und stimmt der kulturellen Konversion zu. Doch vor der Zeremonie sind verschiedene Phasen zu bewältigen: Joel muß seine Habseligkeiten verschenken und bekommt im Austausch minderwertigen Tand zurück, er muß fasten und draußen in den Wäldern eine Vision suchen. Obwohl er zwischendurch einen mittelschweren Nervenzusammenbruch erleidet, erträgt er die einzelnen Stadien tapfer und erhält letztendlich den Namen: "Der-mit-Werkzeugen-heilt". Holling nutzt Shellys Abwesenheit und schließt das Brick, um angeblich den Fußboden zu versiegeln. Er verhält sich dabei jedoch sehr verdächtig. Geheimnisvolle Pakete kommen für ihn an. Ohne die Bar fehlt den Cicelianern ein Zufluchtsort, viele lungern in Ruth-Annes Laden herum. Chris ist melancholisch gestimmt und spielt nur noch Blues. Der Vollmond erinnert Maurice an seinen Ausflug ins All und Holling starrt mit einem Teleskop in den Pferdekopfnebel...


3.12 Our Tribe Originaltitel
Deutsche TV-Premiere: 31.03.1993 (RTL)
TV-Premiere: 13.01.1992 (CBS)


 

David Assael  Drehbuch
Lee Shallet  Regie

Northern Disclosure (Podcast)

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In dieser Podcastfolge begrüßen Rob und Janine den Drehbuchautor Peter Ocko, der "Indianer Joel" mitverfasst hat - eine Episode, die für viele Fans zu den identitätsprägenden Momenten der Serie gehört. Und das merkt man auch im Gespräch: Alle drei schwelgen mit spürbarer Zuneigung in Erinnerungen an Joels "spirituelle Odyssee", die mal komisch, mal berührend und manchmal herrlich neurotisch ist.
Schon zu Beginn lacht Rob darüber, wie aufrichtig verloren Joel in dieser Folge wirkt. Die Ziege, die ihm Gloria Noanuk schenkt, sei für ihn der perfekte Auslöser gewesen: "Dieser Blick! Ich schwöre, die Ziege wollte Joel diagnostizieren." Peter Ocko bestätigt, dass Tiere in 
"Ausgerechnet Alaska" immer eine Art Spiegel waren - und hier besonders: "Wir wollten Joel aus der Komfortzone werfen, ohne gleich den medizinischen Notfall zu bemühen. Eine Ziege, die ihn in den Wahnsinn treibt, schien uns… angemessen."

Ein zentrales Thema im Gespräch ist die Frage nach kultureller Aneignung, Respekt und Identität. Peter Ocko erzählt, dass die Autoren damals sehr bewusst versuchten, Joels Adoption nicht ins Exotische oder Klischeehafte abdriften zu lassen: "Wir wollten nicht, dass Joel zum 'besseren Indianer' wird. Er sollte lernen - nicht übernehmen." Rob erinnert sich besonders an die Fastenszene: "Ich war wirklich hungrig. Sie haben mich nicht hungern lassen, aber wir hatten lange Drehtage… und ich sah einfach aus wie jemand, der hungert." Janine lacht herzhaft und ergänzt: "Man hätte Joel einfach einen Snickers geben sollen - dann wäre die Folge nach acht Minuten fertig gewesen."
Eine ihrer Lieblingsszenen ist die, in der Joel völlig erschöpft in den Wald stolpert, auf der Suche nach einer Vision. Peter Ocko verrät, dass das ursprüngliche Script diese Szene als "tief spirituell" beschrieb – aber Robs Darbietung habe sie dann "wunderbar neurotisch" gemacht: "Das war Joel: ein Mann, der hofft, erleuchtet zu werden… aber sich gleichzeitig fragt, ob es irgendwo Handyempfang gibt."

Besonders intensiv sei die Szene gewesen, in der Marilyn Joel ignoriert, nachdem er ihre Kultur beleidigt hat. Rob sagt dazu: "Das Schweigen war mächtiger als jedes geschriebene Wort. Sie musste gar nichts sagen - und Joel hat es sofort verstanden." Peter Ocko ergänzt: "Wir wussten, dass Elaine Miles das spielen kann. Marilyns Schweigen ist wie ein Spiegel: Wer davor steht, sieht sich selbst deutlicher."
Ein Höhepunkt des Podcasts ist die Auseinandersetzung mit Joels Stammesnamen. Rob erinnert sich: "Als ich den Satz zum ersten Mal las, dachte ich: Das ist so schlicht… und genau deshalb so perfekt." Peter Ocko erklärt, dass sie bewusst keinen mystischen Namen wollten: "Joel ist ein Arzt. Das ist sein Werkzeug, seine Identität. Warum sollte der Stamm ihn von außen definieren?"

Natürlich kommt auch der Nebenstrang zur Sprache: Holling schließt das Brick "wegen Renovierung" - was niemand glaubt. Janine liebt diese Handlung: "Es ist eine seltene Gelegenheit, Hollings innere Welt zu sehen. Und ein Mann, der heimlich etwas baut, ist immer verdächtig." Rob fügt hinzu: "Es fühlt sich an, als wäre Holling in einem eigenen Mythos gefangen. Während Joel versucht, Indianer zu werden, versucht Holling… etwas Unaussprechliches zu verheimlichen." Peter Ocko lacht: "Ich glaube, wir wollten einfach, dass alle in Ruth Annes Laden rumhängen."

Ein kleines Juwel der Folge ist die Szene, in der Chris plötzlich nur noch Blues spielt. Im Podcast verraten Rob und Ocko, dass diese Sequenz ursprünglich viel länger war als im finalen Schnitt. Im Drehbuch stand lediglich der unscheinbare Satz: "Chris sitzt am Radio und spielt Blues." Doch als die Kameras liefen, setzte sich John Corbett mit einer alten, halb verstimmten Gitarre hin, atmete einmal tief durch - und begann zu spielen. Er improvisierte minutenlang, ließ Melodielinien treiben, griff immer wieder in dieselbe sehnsüchtige Akkordfolge und murmelte zwischendurch kleine Bluesfetzen wie: "Der Mond hängt tief… die Welt ist müde…" Rob beschreibt die Atmosphäre als "fast meditativ", und Ocko ergänzt lachend: "Es war so gut, wir hätten das locker als 'Die Stunde des Blues mit Chris Stevens' senden können." Vieles musste gekürzt werden, aber der verbliebene Ausschnitt fängt genau diesen Zauber ein: einen Chris, der vollkommen in seiner Melancholie aufgeht - und ganz Cicely mitnimmt. 

Das emotionalste Statement des Gesprächs kommt überraschend von Rob:
"Diese Episode zeigt, dass Identität nichts ist, was man besitzt - sondern etwas, das wächst, wenn man bereit ist, ein Stück Kontrolle loszulassen."


Zum Schluss fassen die drei zusammen, warum die Episode für sie heraussticht. Janine sagt: "Sie zeigt, wie Joel zwischen zwei Welten hängt – und wie er langsam, ganz langsam, eine Brücke baut." Und Rob ergänzt: "Es ist eine der Folgen, in denen Joel nicht versteht, was geschieht - aber er wächst trotzdem daran." 

Wer die automatische deutsche YouTube-Synchronisation nicht hören möchte, kann sie über Einstellungen (Zahnradsymbol) → Audiotrack deaktivieren.

 

 

Musiktitel

On Monday - Red Knuckles and the Trailblazers
Going Steady - Red Knuckles and the Trailblazers
On the Alamo - Benny Goodman Sextet
The Sky Fell Down- Tommy Dorsey
Honey Babe - Red Clay Ramblers
Blue Interlude- Artie Shaw
Mood Indigo - Duke Ellington


Zitate

Chris: "Willkommen zu einer neuen und aufregenden Folge von ‘Blues in der Nacht‘ mit Chris am Morgen. Wir unterhalten euch mit jedem Musikwunsch, der zu diesem besonderen Moment im Leben paßt, wo man sich nur noch in ein Loch verkriechen, zusammenrollen und sterben will. Wieso? Man muß ab und zu in seinem Schmerz allein sein. Wie Carl Jung sagt: ‘Ohne Schmerz kann man kein Bewusstsein entwickeln.‘ Laß uns bewusst werden, Cicely!"




Joel: "Köstlich, was ist das? Elch oder Bär?"
Ed: "Äh, das ist Lasagne."
Joel: "Schmeckt toll."




Chris: "Ich verspürte ein Begräbnis in meinem Kopf und Trauernde überall. Und ich begann zu treten und zu treten bis ich wieder zu Verstand gekommen war. Und als sie alle saßen, hub der Gottesdienst an und hämmerte und hämmerte so, dass ich dachte mein Verstand würde taub. Ich glaube, was Emily [Bronte] im Sinn hatte, als sie diese Worte verfaßt hat, war so ein Tag wie heute. Emotioneller Wetterbericht. Wolkig mit der Aussicht auf Regen für die ganze Woche bis das Brick wieder öffnet.
Damit wir nicht völlig verzweifeln, laßt uns unsere psychischen Regenmäntel anziehen, die Kragen hochschlagen und uns auf sonnigere Zeiten besinnen.
Unser geschätzter Dr. Fleischman, kürzlich noch Flushing, New York, Verwaltungsbezirk Queens, ist auf dem besten Weg zu seiner kulturellen Konversion. Weiter so, Joel! Ich denke ganz Cicely wird dich unterstützen in dem bevorstehenden Fleischopfer."




Ruth-Anne: "Du machst den Boden schon wieder? Aber Du hast ihn doch grad erst vor 10 Jahren gemacht!"
Holling: "Seitdem ist eine Menge Bier verschüttet worden, Ruth-Anne. Viele Dartpfeile, tanzen und so weiter."
Ruth-Anne: "Für mich sieht er noch gut aus."







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